Der zweite Band der Rostocker Ausgabe ist erschienen

Werkausgabe Uwe Johnson. "Das dritte Buch über Achim" 2. Band (Quelle: Universität Rostock)

Erzählt wird, wie der Versuch eines BRD-Reporters, die Biografie eines Radsport-Idols der DDR zu schreiben, an den deutsch-deutschen Unterschieden scheitert. Johnsons Buch traf den historischen Moment: Es macht den Grenzverlauf sichtbar und zeichnet ein präzises Bild beider Deutschlands bis in die tagespolitische Aktualität des Jahres 1960. Knapp 60 Jahre später ist der Roman nicht weniger aktuell, allerdings aus anderen Gründen: Er handelt von Kompromissen und Lebenslügen, von Ästhetik und Ideologie, vom Missbrauch des Sports und der Sprache für politische Zwecke. Nicht zuletzt ist nun erkennbar, dass „Das dritte Buch über Achim“ auch eine Selbstverständigung des jungen Uwe Johnson ist über ein Schreiben unter den Bedingungen, von denen der Roman erzählt. Er ist ein formales Experiment, das die Leser in ein Gespräch ziehen soll über die Unmöglichkeit, ein Leben durch Erzählen zu erfassen.

Die historisch-kritische Ausgabe legt in einem reichhaltigen Stellenkommentar frei, wie der Text seine endgültige Form gefunden hat, wie exakt er an den historischen und politischen Fakten entlanggeschrieben ist und welche Quellen Johnson benutzte. So lädt sie zur Re-Lektüre eines Romans ein, in dem neben den deutsch-deutschen Verhältnissen am Vorabend des Mauerbaus auch knapp 30 Jahre deutsche Geschichte, ein wiedererkennbares Porträt der Stadt Leipzig sowie tiefe Einblicke in den Profi-Radsport aufbewahrt sind.

Die Uwe Johnson-Werkausgabe ist als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock auf 22 Bände in 43 Teilbänden angelegt. Die Bände erscheinen sowohl in Buchform als auch digital. Das Projekt mit einer Laufzeit von insgesamt 24 Jahren wird seit 2014 gemeinsam von der BBAW und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Die dazugehörige Arbeitsstelle ist an der Uwe Johnson-Professur angesiedelt. Die materiale Basis der Edition ist das Uwe Johnson-Archiv, das sich als Depositum der Johannes und Annitta Fries Stiftung an der Universität Rostock befindet und von einer Forschungsstelle betreut wird. Gemeinsam mit der Uwe Johnson-Gesellschaft bilden diese Institutionen das Zentrum der Johnson-Forschung weltweit.

Kontakt:
Prof. Dr. Holger Helbig
Universität Rostock
Philosophische Fakultät
Uwe Johnson-Professur
Tel.: +49 381 498-2540
holger.helbiguni-rostockde


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