Die Referentin spricht online.
Abstract:
Theorie ist in den Digital Humanities weder abgeschlossen noch Beiwerk. Seit 2010 oszilliert der Diskurs zwischen methodologischem Pragmatismus und kritischer Erneuerung. Gegenwärtig provozieren vor allem KI-Systeme, wie Large Language Models, eine erneute Rückkehr zur Theoriearbeit. Der Vortrag kartiert die Rolle und Entwicklung der Theoriearbeit in den Digital Humanities und diskutiert zentrale Kontroversen um Evidenz, Reproduzierbarkeit und Verantwortung. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung der vielfältigen Kontexte, in denen der Theoriebegriff verwendet wird. Dabei werden sowohl geisteswissenschaftliche als auch informatische, computerlinguistische und statistische Perspektiven berücksichtigt. Anhand von Fallstudien wird aufgezeigt, wie theoretische Annahmen die Forschungspraxis prägen.
Kurzbio:
Rabea Kleymann ist Juniorprofessorin für Digital Humanities an der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz. Zuvor leitete sie als Postdoc das Projekt "Diffraktive Epistemik. Wissenskulturen in den Digital Humanities" am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung. Zu ihren Forschungsgegenständen gehören Mixed Methods-Ansätze, geisteswissenschaftliche Forschungsdaten und infrastrukturelle Settings. Rabea Kleymann widmet sich den Logiken geisteswissenschaftlicher Erkenntnisproduktion im digitalen Wandel. Dabei interessiert sie sich vor allem für die Verschränkung von theoretischen Konzepten und kritischen Praktiken. Ein Schwerpunkt liegt u.a. auf der Untersuchung generativer Sprachmodelle unter einem interpretativen Paradigma. Als Vorstandsmitglied des Verbands für Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e. V. sowie Mitgründerin der Arbeitsgruppe Digital Humanities Theorie initiiert und moderiert Rabea Kleymann Austauschformate und ist aktiv am Communitybuilding beteiligt.
