Ringvorlesung: Wintersemester 2024-25

Digital Humanities im Fokus: Methoden, Anwendungen und Perspektiven

Semesterprogramm 2024-25

Die Ringvorlesung fand regelmäßig montags während der Vorlesungszeit von 17:15 bis 18:45 Uhr statt. Der Veranstaltungsort war in der Alten Physik, die sich am Universitätsplatz 3 befindet, im Großen Hörsaal (2. Stock) sowie online über Zoom.

Vorträge

Gattung – Medium – Politik: Eine quantitative Geschichte der Novelle im 19. Jahrhundert

Der Referent spricht online.

Abstract:

Wenn es um die Novelle geht, neigt man in der germanistischen Literatur­wissen­schaft zu gegenteiligen Ansichten: Viele glauben, sie sei eine strenge Form und ge­schlossene Gattung. Andere sind davon überzeugt, die Novelle gebe es nicht. Der Vortrag nimmt diese spezifisch germanistische Problemlage zum Ausgangspunkt für den Bedarf nach einer Lösung für ein allgemeineres Problem: Gattungsgeschichte bedarf komplexer Modelle, die nicht nur unterschiedliche Faktoren literarischen Wandels in Rechnung stellen, sondern auch unterschiedliche Funktionen von Gattungen zu berücksichtigen erlauben. Die vorgestellte Lösung besteht in einer multiperspektivischen Modellierung von Literaturgeschichte, die mit quantitativen Analyseverfahren einen hohen Grad an Heterogenität literarischer Gattungen in den Blick zu nehmen erlaubt. Vorgestellt wird ein Metamodell, das Gattung nicht länger als eine Relation zwischen Textmerkmalen und Gattungs­zugehörigkeit begreift, sondern als ein triadisches Relationsbündel zwischen Text, begrifflicher Zuordnungs­praxis und Kontext. Um diese Relationsbündel auflösen zu können, werden auf der Grundlage maschinellen Lernens Verfahren zur Model­lierung der Vagheit von Gattungs­begriffen vorgestellt. Für die Frage, wie sich Gat­tungen eigent­lich im Kräftefeld konkurrierender Faktoren zur Prägung lite­rari­schen Wandels verhalten, wird eine Faktoren­analyse entfaltet. Schließlich gilt es Gattung auch als politische Strategie zu verstehen. Der Vortrag versteht sich in dieser Weise als ein von einem konkreten historischen Problem ausgehender Entwurf für die Entwicklung komplexer Modelle, die geeignet sind, literaturgeschichtliche Fragen mit der erforderlichen Tiefenschärfe zu beantworten.

Kurzbio:

Julian Schröter ist Professor für Digitale Literaturwissenschaften an der Ludwig-Maximlians-Universität München. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Würzburg und, nach einer Professurvertretung an der Universität Trier, Walter-Benjamin Stipendiat (DFG) in Antwerpen sowie an der University of Illinois at Urbana-Champaign. Arbeitsschwerpunkte sind neben Literaturtheorie und Methodologie der Computational Literary Studies (CLS) das Spannungserzählen, die Medien- und Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts sowie die Heftromane des 20. Jahrhunderts.


Kontakt

Digital Humanities
Institut für Germanistik
Gertrudenstraße 11, Torhaus
18057 Rostock

E-Mail: phf.dhuni-rostockde

Ringvorlesung:

Digital Humanities im Fokus

Zoom-Link
Meeting ID: 630 4747 2241
Passwort: 430211

Veranstaltungsort SoSe 2025
Alte Physik
Großer Hörsaal (2. OG)
Universitätsplatz 3
18055 Rostock

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