135. Jahrestagung des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 2023 mit dem Schwerpunktthema "Niederdeutsch vermitteln"
Vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2023 fand in Greifswald die 135. Jahresversammlung des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (VndS) statt. Der 1874 gegründete VndS ist der älteste und zugleich wichtigste Zusammenschluss von Forschenden zum Niederdeutschen. Die wissenschaftliche Gesellschaft mit derzeit ca. 350 Mitgliedern verfolgt das Ziel, die niederdeutsche Sprache und Literatur in ihrer gesamten Erscheinungsvielfalt in Geschichte und Gegenwart zu untersuchen.
Das wissenschaftliche Schwerpunktthema der Tagung 2023 war die Vermittlung des Niederdeutschen. Vor dem Hintergrund einer rasant schrumpfenden niederdeutschen Sprechergemeinschaft und einer weitgehend fehlenden „natürlichen“ Vermittlung der niederdeutschen Sprache an nachfolgende Sprechergenerationen innerhalb der Familie bilden Fragen einer institutionell gestützten Weitergabe des Niederdeutschen in der Schule und damit einer qualifizierten Ausbildung entsprechender Lehrkräfte durch die Universitäten ein seit mehreren Jahren intensiv diskutiertes Thema innerhalb der Niederdeutsch-Forschung.
Erörtert wurden auf der Tagung in insgesamt acht Vorträgen Formen und Methoden sowie Probleme der Vermittlung der niederdeutschen Sprache und Literatur in institutionellen Kontexten wie Schule und Universität. Weitere Vorträge widmeten sich dem Mittelniederdeutschen sowie Entwicklungsaspekten des rezenten Niederdeutschen. Im Rahmen der Tagung fand zudem am 31.05.2023 ein öffentlicher Abendvortrag „Ankommen auf Niederdeutsch. Niederdeutschlernen und Niederdeutschsprechen bei immigrierten Vertriebenen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“ des Linguisten Klaas-Hinrich Ehlers statt. Der Vortrag eröffnete zugleich die „Plattdeutschen Wochen 2023“ in MV. Das Grußwort sprach die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig.
Veranstaltungsort der 135. Jahresversammlung war die Hansestadt Greifswald, ausgetragen wurde sie von den beiden Landesuniversitäten MVs Greifswald und Rostock. Diese Vorgehensweise verdeutlicht die langjährige Zusammenarbeit der beiden Landesuniversitäten Mecklenburg-Vorpommerns im Bereich der Forschung und Lehre zum Niederdeutschen. Verantwortlich als Gastgeber zeichnete PD Birte Arendt vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik (KND) der Universität Greifswald zusammen mit Prof. Andreas Bieberstedt, Universität Rostock, die gemeinsam mit dem Vorstand des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung die Tagung organisierten. Gefördert wurde die Veranstaltung durch die Stiftung Alfried-Krupp-Kolleg Greifswald und das KND der Universität Greifswald.
Eine Publikation der Vorträge zum Schwerpunktthema sowie weiterer Beiträge ist in der Reihe „Regionalsprache und regionale Kultur“ für 2025 geplant:
Birte Arendt / Franziska Buchmann / Robert Langhanke (Hrsg.): Integrative Niederdeutschdidaktik (Regionalsprache und regionale Kultur. Mecklenburg-Vorpommern im ostniederdeutschen Kontext; 8). In Vorbereitung (2025)