Ankündigung der Sommerakademie 2019

Vom 15. bis 20.7.2019 führt das Institut für Germanistik der Universität Rostock eine einwöchige akademische Summer School zur mittelniederdeutschen Sprache und Literatur durch. Die Rostocker Summer School bildet den Auftakt einer von WissenschaftlerInnen mehrerer norddeutscher Universitäten getragenen Veranstaltungsreihe mediävistischer Sommerakademien, die auf eine Initiative des Verbundes Mittelaltergermanistik Nord (MGN) zurückgeht und die eine Professionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Formen und Vertretern der mittelniederdeutschen Schriftlichkeit zum Ziel hat. Schwerpunkt bildet hierbei die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Veranstaltung ist für NachwuchswissenschaftlerInnen und fortgeschrittene Studierende in- und ausländischer Universitäten unterschiedlicher Disziplinen gedacht, deren wissenschaftliche Arbeit bzw. Lehrtätigkeit die Lektüre und Analyse mittelniederdeutscher Texte beinhaltet. Sie dient der Vertiefung von Kompetenzen zur linguistischen und literaturwissenschaftlichen Analyse mittelniederdeutscher Texte.

Format und Inhalt

Die Summer School ist als einwöchige Kompaktveranstaltung mit Ganztagesprogramm konzipiert und umfasst mehrere Module zu unterschiedlichen Bereichen der mittelniederdeutschen Sprache (diatopische, diachrone, textsortenspezifische Varietäten) und Literatur (Drama, Epik, Lyrik) sowie zur Medialität mittelniederdeutscher Schriftlichkeit (Handschrift, Druck, Inschrift). Behandelt werden die folgenden Schwerpunkte:

1) Sprachliche Grundlagen, Binnendifferenzierung und Varietäten des Mittelniederdeutschen

2) Wissenschaftliche Hilfsmittel, Textkorpora und Datenbanken zum Mittelniederdeutschen

3) Medien und Überlieferungsträger mittelniederdeutscher Literatur

4) Exemplarische Lektüren und Analysen mittelniederdeutscher Texte

Ergänzt werden die Lehrveranstaltungen durch einen öffentlichen Abendvortrag und ein kulturelles Rahmenprogramm.

Organisatoren und Lehrende

Die Summer School ist ein Angebot des Instituts für Germanistik an der Universität Rostock und wird von  Andreas Bieberstedt (Professor für niederdeutsche Sprache und Literatur) und Franz-Josef Holznagel (Professor für deutsche Sprach- und Literaturgeschichte des Spätmittelalters im medien- und kulturgeschichtlichen Kontext) verantwortet. Beteiligt sind darüber hinaus Jörn Bockmann (Germanistische Mediävistik, Universität Flensburg) und Doreen Brandt (Germanistische Mediävistik, Universität Göttingen).

Veranstaltungszeit und -ort

Die Summer School findet vom 15. bis 20. Juli 2019 in den Räumlichkeiten des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ), Bergstraße 7A, 18057 Rostock, statt. Ausgewählte Veranstaltungen werden in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek Rostock (Sondersammlungen) durchgeführt.

Teilnahme

Vorausgesetzt werden solide Kenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über historische Sprachstufen des Deutschen sowie Grundkenntnisse in der Lektüre mittelniederdeutscher Texte. Materialien zum vorbereitenden, begleitenden und vertiefenden Selbststudium werden bereitgestellt.

Für die Teilnahme an der Summer School werden keine Gebühren erhoben. Eine anteilige Übernahme der Fahrt-, Unterbringungs- und Verpflegungskosten ist geplant.

Bewerbung

Die Bewerbung um eine Teilnahme an der Summer School erfolgt formlos per Email, postalisch oder persönlich bei den Organisatoren der Summer School. Die Bewerbungsunterlagen sollen neben dem wissenschaftlichen Lebenslauf Angaben über laufende oder geplante Forschungsvorhaben beinhalten, Auskunft über Vorkenntnisse in Bezug auf das Mittelniederdeutsche sowie allgemein die deutsche Sprach- und Literaturgeschichte geben und die mit der Summer School verbundenen Vorstellungen und Interessen offenlegen.

Bewerbungen sind an folgende Adresse zu richten:

Prof. Dr. Andreas Bieberstedt

Universität Rostock

Institut für Germanistik

Kröpeliner Str. 57
18055 Rostock

Mail: andreas.bieberstedt@uni-rostock.de

Tel.: +493814982550

Bewerbungsschluss ist der 1. Juni 2019

Unterbringungsmöglichkeiten

Aufgrund der Urlaubssaison legen wir den auswärtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern  eine möglichst frühzeitige Suche nach einer Unterkunft nahe. Zudem haben wir für den Zeitraum vom 14. bis 20. Juli 2019 im Blue Doors Hostel (Doberaner Straße 96, 18057 Rostock) Zwei- und Dreibett-Zimmer reservieren lassen. Bei Interesse hieran nehmen Sie bitte rechtzeitig Kontakt zu den Veranstaltern der Summer School auf.

Informationen für Studierende des Instituts für Germanistik an der Universität Rostock

Die Sommerakademie kann im Rahmen des Germanistikstudiums der Studiengänge Lehramt Deutsch an Gymnasien / Regionalschulen und Master Germanistik besucht und für die folgenden Module abgerechnet werden:

LA Deutsch (LA, Gy; LA, Re): „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“

Master Ger (2013), Zwei-Fach-Master (2014), Ger als Erstfach /  Ger als Zweitfach: „Aktuelle Forschungsfelder der Literaturwissenschaft: 9.–16. Jh.“; „Aktuelle Forschungsfelder der Sprachwissenschaft: Sprachliche Varietäten und Sprachgebrauch“

Die Anmeldung erfolgt persönlich bei den Verantwortlichen der Sommerakademie, Prof. A. Bieberstedt oder Prof. F.-J. Holznagel.

Es besteht die Möglichkeit, für die angegebenen Module eine Modulprüfung abzulegen. Weitere Informationen finden Sie im aktuellen Vorlesungsverzeichnis für das SoSe 2019. Für nähere Auskünfte wenden Sie sich bitte außerdem an Prof. A. Bieberstedt.

Ausführliche Informationen zur Sommerakademie 2019

I Allgemeines

Vom 15. bis 20. Juli 2019 führt das Institut für Germanistik der Universität Rostock eine einwöchige akademische Summer School zur mittelniederdeutschen Sprache und Literatur durch. Die Veranstaltung ist für NachwuchswissenschaftlerInnen und fortgeschrittene Studierende in- und ausländischer Universitäten unterschiedlicher Disziplinen gedacht, deren wissenschaftliche Arbeit bzw. Lehrtätigkeit die Lektüre und Analyse mittelniederdeutscher Texte beinhaltet. Die Kompaktveranstaltung dient der Vertiefung von Kompetenzen zur linguistischen und literaturwissenschaftlichen Analyse mittelniederdeutscher Texte und umfasst mehrere Module zu unterschiedlichen Bereichen der mittelniederdeutschen Sprache (diatopische, diachrone, textsortenspezifische Varietäten) und Literatur (Lyrik, Epik, Spiel, pragmatisches Schrifttum) sowie zur Medialität mittelniederdeutscher Schriftlichkeit (Handschrift, Druck, Inschrift). Ergänzt wird das Lehrprogramm durch ein Begleitprogramm, das einen öffentlichen Vortrag und Exkursionen beinhaltet.

Die Veranstaltung findet in Rostock im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) sowie in den Räumlichkeiten der Universität statt. Die Anmeldung zur Summer School erfolgt über die verantwortlichen Professoren Andreas Bieberstedt und Franz-Josef Holznagel. Anmeldeschluss ist der 1. Juni 2019. Eine Beteiligung des Veranstalters an den Reise- und Übernachtungskosten ist vorgesehen.

II Ausführliche Informationen zum Programm

Ziele der Summer School

Die Summer School vermittelt Kompetenzen zur linguistischen und literaturwissenschaftlichen Analyse und Edition mittelniederdeutscher Texte auf einem Vertiefungsniveau. Dies beinhaltet zum einen die Erweiterung und Systematisierung von Kenntnissen über die sprachlichen Merkmale mittelniederdeutscher Schriftlichkeit und ihre diatopische, diachrone und textsortenspezifische Differenzierung. Zudem wird eine Einführung in den sprach-, literatur- und mediengeschichtlichen Kontext geboten, innerhalb dessen sich die Produktion und Rezeption mittelniederdeutscher Texte vollzieht. Die TeilnehmerInnen werden zum anderen mit grundlegenden Methoden und Hilfsmitteln zur Erschließung mittelniederdeutscher Texte vertraut gemacht sowie in relevante Textkorpora, Datenbanken und bibliographische Recherchemöglichkeiten eingeführt. Sie erhalten drittens Einblick in aktuelle Forschungsfelder und -pro­jekte der Rostocker Germanistik mit Bezug auf das Mittelniederdeutsche. Hierbei liegt der Schwerpunkt unter anderem auf Verfahren der Beschreibung und Edition mittelniederdeutscher Texte.

Verantwortliche der Summer School

Die Summer School ist ein Angebot des Instituts für Germanistik an der Universität Rostock und wird von Andreas Bieberstedt (Professor für niederdeutsche Sprache und Literatur) und Franz-Josef Holznagel (Professor für deutsche Sprach- und Literaturgeschichte des Spätmittelalters im medien- und kulturgeschichtlichen Kontext) verantwortet. Beteiligt sind darüber hinaus Jörn Bockmann (Germanistische Mediävistik, Universität Flensburg) und Doreen Brandt (Germanistische Mediävistik, Universität Göttingen).

Zielgruppen der Summer School

Die Summer School hat die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zum Ziel. Angesprochen sind Promovierende in- und ausländischer Universitäten aus den Bereichen der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft, der Mediävistik, der niederdeutschen Philologie, aber auch der Geschichtswissenschaft sowie der Kirchen- und Musikgeschichte sowie weiterer historischer Disziplinen, deren wissenschaftliche Arbeit bzw. Lehrtätigkeit die Lektüre und Analyse mittelniederdeutscher Texte beinhaltet.

Darüber hinaus richtet sich die Summer School an Studierende höherer Semester, die eine Abschlussarbeit bzw. Promotion in den genannten Bereichen anstreben und deren Qualifizierungsarbeit mittelniederdeutsche Texte zum Gegenstand hat. 

Die Summer School zielt auf eine Internationalisierung der Forschung zur mittelniederdeutschen Literatur und Sprache und eine verbesserte internationale Vernetzung aktueller und zukünftiger Forschungsaktivitäten ab und wendet sich deshalb auch an NachwuchswissenschaftlerInnen ausländischer Hochschuleinrichtungen.

Veranstaltungsart

Die Summer School ist als einwöchige Kompaktveranstaltung mit Ganztagesprogramm konzipiert (Montag bis Samstag). Sie beinhaltet vier Themenbereiche, die in jeweils mehreren Lehreinheiten behandelt werden. Das Programm umfasst eine Einstiegs- und eine Vertiefungsphase.

Lehrinhalte der Summer School

Die Lehrinhalte sind vier grundlegenden Themenbereichen zugeordnet:

1) Sprachliche Grundlagen, Binnendifferenzierung und Varietäten des Mittelniederdeutschen

2) Wissenschaftliche Hilfsmittel, Textkorpora und Datenbanken zum Mittelniederdeutschen

3) Medien und Überlieferungsträger mittelniederdeutscher Literatur

4) Exemplarische Lektüren und Analysen mittelniederdeutscher Texte

zu 1) Sprachliche Grundlagen und Binnendifferenzierung des Mittelniederdeutschen

Im Themenbereich Sprachliche Grundlagen und Binnendifferenzierungdes Mittelniederdeutschen setzen sich die TeilnehmerInnen mit Fragen des mittelniederdeutschen Sprach- und Kommunikationsraumes sowie seines Varietätengefüges auseinander und erörtern Aspekte historischer Mehrsprachigkeit und mehrsprachiger Kommunikation im norddeutschen und nordeuropäischen Raum des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Zentral in diesem Zusammenhang ist die Diskussion des Verhältnisses von Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Mittelniederdeutschen sowie von Aspekten der mittelniederdeutschen Schreibsprachen (Kanzleisprachen).

Ausgehend von den Vorkenntnissen der TeilnehmerInnen über grundlegende sprachhistorische Entwicklungsprozesse im Deutschen (s. unten) werden wesentliche sprachliche Merkmale des Mittelniederdeutschen diskutiert, deren Kenntnis die diachrone, diatopische, mediale und textsortenbezogene Einordnung mittelniederdeutscher Texte ermöglichen soll. Ein Schwerpunkt des Themenbereiches ist die systematische Heranführung der TeilnehmerInnen an aktuelle variablenlinguistische Modelle und Verfahren, die seit längerem erfolgreich für die Analyse und Beschreibung mittelniederdeutscher Textzeugen herangezogen werden. Ziel ist es, die TeilnehmerInnen zu einer eigenständigen variablenlinguistischen Untersuchung und Einordnung von mittelniederdeutschen Texten zu befähigen. 

zu 2) Wissenschaftliche Hilfsmittel, Textkorpora und Datenbanken zum Mittelniederdeutschen

Die TeilnehmerInnen werden mit wesentlichen Hilfsmitteln vertraut gemacht, die für die Erschließung und Beschreibung mittelniederdeutscher Handschriften und Drucke, aber auch etwa Inschriften notwendig sind. Hierzu gehören unter anderem Mittelniederdeutsche Grammatiken, Wörterbücher und Bibliographien sowie Kataloge und Verzeichnisse wie etwa das Gesamtverzeichnis der niederdeutschen Drucke bis zum Jahre 1800 von Borchling/Claussen. Eingeführt wird zudem in relevante Datenbanken und Textkorpora bzw. Korpusprojekte zum Mittelniederdeutschen. Die theoretische Einführung wird mit konkreten Anwendungsaufgaben kombiniert. Auf diese Weise werden die Teilneh­merInnen dazu befähigt, die vorgestellten Hilfsmittel selbstständig für die eigene Textarbeit einzusetzen. 

zu 3) Medien und Überlieferungsträger mittelniederdeutscher Literatur

Die TeilnehmerInnen vertiefen anhand der Auseinandersetzung mit konkreten Schriftzeugnissen ihre Kenntnisse zu Überlieferungsformen und -kontexten  mittelniederdeutscher Schriftlichkeit sowie zu spezifischen Produktions- und Rezeptionssituationen. Im Mittelpunkt stehen Fragen der handschriftlichen und gedruckten  Verbreitung und Tradierung mittelniederdeutscher Literatur insbesondere des 15. und 16. Jahrhunderts, wobei im besonderen Maße (aber nicht ausschließlich) der nordniederdeutsche und speziell der mecklenburgische Literaturraum in den Blick genommen werden. Berücksichtigung finden darüber hinaus auch inschriftliche Zeugnisse in sakralen Überlieferungskontexten der Universitäts- und Hansestadt Rostock.   

zu 4) Exemplarische Lektüren mittelniederdeutscher Texte

Die in den Themenbereichen erworbenen Kenntnisse werden von den TeilnehmerInnen auf ausgewählte mittelniederdeutsche Texte angewandt, die in den Seminaren in Gruppen- und in Einzelarbeit sprachlich erschlossen und übersetzt werden. Behandelt werden mittelniederdeutsche Schriftzeugnisse, die Gegenstand aktueller Forschungsvorhaben an den Universitäten Rostock und Flensburg sind. Auf diese Weise werden die TeilnehmerInnen mit relevanten Vertretern der mittelniederdeutschen Literatur vertraut gemacht und erlangen Einblick in Verfahren und Probleme ihrer wissenschaftlichen Erschließung.

Lehrformate der Summer School

Gearbeitet wird in unterschiedlichen Lehrformaten:

- Seminargespräche

- Gruppen- und Einzelarbeit

- Exkursionen und Führungen (Bibliotheksbestände, Museen, Kirchen)

Lehrgegenstände der Summer School

Die Kompetenzvermittlung erfolgt durch die Arbeit an ausgewählten Vertretern der mittelniederdeutschen Schriftlichkeit aus den Bereichen Lyrik, Epik, Spiel und pragmatischer Schriftlichkeit. Folgende Texte und Überlieferungsträger stehen im Mittelpunkt der Betrachtung:

-    Lyrik in handschriftlicher Überlieferung: Rostocker Liederbuch (2. Hälfte 15. Jahrhundert) [Franz-Josef Holznagel]

-    Lyrik in Drucküberlieferung: Slütersches Gesangbuch (1525) [Franz-Josef Holznagel]

-    Tierepik und Spruchdichtung in Drucküberlieferung: Reynke Vosz de Olde (16. Jahrhundert) [Andreas Bieberstedt]

-    Spruchdichtung in Drucküberlieferung: Künstlike Werltspröke und Schönes Rimbökelin (16. Jahrhundert) [Andreas Bieberstedt / Doreen Brandt]

-    Kanzleischrifttum in handschriftlicher Überlieferung: Urkunden, Briefe und andere juristische Textsorten (Burspraken, Verordnungen) aus dem Textkorpus des For­schungsprojektes „Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des ost­­nie­derdeutschen Raumes“ (14. und 15. Jahrhundert) [Andreas Bieberstedt]

-    Inschriften der Rostocker Marienkirche und Universitätskirche (13. bis 17. Jahrhundert) [Doreen Brandt]

-    Geistliches Spiel: Bordesholmer Marienklage und Redentiner Osterspiel (15. Jahrhundert) [Jörn Bockmann]

Für die Textarbeit wird den TeilnehmerInnen im Vorfeld ein Korpus mit ausgewählten Texten unterschiedlicher Sprach- und Zeiträume des Mittelniederdeutschen sowie Gattungen und Textsorten der mittelniederdeutschen Schriftlichkeit zur Verfügung gestellt. 

III Organisatorisches

Veranstaltungszeit und -ort

Die Summer School findet vom 15. bis 20. Juli 2019 in den Räumlichkeiten des Internationalen Begegnungszentrums IBZ (Bergstraße 7A, 18057 Rostock) statt. Ausgewählte Veranstaltungen werden in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek Rostock (Sondersammlungen) durchgeführt.

Teilnahme

Teilnahmevoraussetzungen sind solide Vorkenntnisse der TeilnehmerInnen über historische Sprachstufen des Deutschen sowie Grundkenntnisse in der Lektüre mittelniederdeutscher Texte. Materialien zum vorbereitenden, begleitenden und vertiefenden Selbststudium werden bereitgestellt.

Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 20 beschränkt.

Für die Teilnahme an der Summer School werden keine Gebühren erhoben. Eine anteilige Übernahme der Fahrt-, Unterbringungs- und Verpflegungskosten ist geplant.

Unterbringungsmöglichkeiten

Aufgrund der Urlaubssaison legen wir den auswärtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine möglichst frühzeitige Suche nach einer Unterkunft nahe. Zudem haben wir für den Zeitraum vom 14. bis 20. Juli 2019 im Blue Doors Hostel (Doberaner Straße 96, 18057 Rostock) Zwei- und Dreibett-Zimmer reservieren lassen. Bei Interesse hieran nehmen Sie bitte rechtzeitig Kontakt zu den Veranstaltern der Summer School auf.

Bewerbung

Die Bewerbung um eine Teilnahme an der Summer School erfolgt formlos per Email, postalisch oder persönlich bei den Organisatoren der Summer School. Die Bewerbungsunterlagen sollen neben dem wissenschaftlichen Lebenslauf Angaben über laufende oder geplante Forschungsvorhaben beinhalten, Auskunft über Vorkenntnisse in Bezug auf das Mittelniederdeutsche sowie allgemein die deutsche Sprach- und Literaturgeschichte geben und die mit der Summer School verbundenen Vorstellungen und Interessen offenlegen.

Bewerbungen sind an folgende Adresse zu richten:

Prof. Dr. Andreas Bieberstedt

Universität Rostock

Institut für Germanistik

Kröpeliner Str. 57
18055 Rostock

Mail: andreas.bieberstedt@uni-rostock.de

Tel.: +493814982550

Bewerbungsschluss ist der 1. Juni 2019

Programm der Sommerakademie
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Module

Einführung: Begrüßung der TeilnehmerInnen; Vorstellung der Sommerakademie; Vorstellungsrunde der TeilnehmerInnen und ihrer Projekte; Organisatorisches

Propädeutikum I – Mittelniederdeutsche Sprache: wissenschaftliche Hilfsmittel, Textkorpora, Datenbanken und Sprachatlanten zur Erschließung der mittelniederdeutschen Sprache; Forschungsschwerpunkte und Forschungsdesiderate; Binnendifferenzierung und Varietäten des Mittelniederdeutschen; Schriftvarietäten des Mittelniederdeutschen und deren variablenlinguistische Erschließung; Möglichkeiten, Anwendungsbereiche, Grenzen und potentielle Weiterentwicklung der variablenlinguistischen Methode

Propädeutikum II – Mittelniederdeutsche Literatur: Bestimmung und Problematisierung des Begriffs; literaturwissenschaftliche und linguistische Systematisierungsvorschläge; Zugänge zur mittelniederdeutschen Literatur: Ausgaben, Literaturgeschichten, Handbücher und Lexika, Bibliographien und Retrobibliographien, Kataloge und Verzeichnisse

Exemplarische Sprachanalysen I und II: Übersetzung und variablenlinguistische Analysen ausgewählter mittelniederdeutscher Texte. Basis ist ein Auswahlkorpus von Texten, die relevante mittelniederdeutsche Textsorten aus unterschiedlichen Überlieferungszeiträumen und Regionen repräsentieren.

Medien und Überlieferungsträger I – Inschrift:Rundgang von der Universitätskirche, durch die Kröpeliner Straße bis zur Marienkirche und weiter zur Petrikirche; Vorstellung von Inschriften aus dem 14. bis 17. Jahrhundert in diversen räumlichen Kontexten und mit verschiedenen kommunikativen Intentionen

Medien und Überlieferungsträger II – Handschrift:Das Rostocker Liederbuch und die Lyriküberlieferung im norddeutschen Raum.

Medien und Überlieferungsträger III – Druck:Das erste niederdeutsche Gesangbuch von Joachim Slüter und die frühe (Druck-)Tradition der hochdeutschen Gesangbücher.

Mnd. Texte in Rostocker Beständen I bis III: Führungen und Textarbeit in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock sowie im Stadtarchiv Rostock. Teil I der Lehreinheiten in den Sondersammlungen der UB Rostock nimmt markante Beispiele der handschriftlichen Überlieferung in den Blick, Teil II fokussiert den Rostocker Buchdruck des 15. und 16. Jahrhunderts, mit Schwerpunkt auf der Tätigkeit des Druckers Ludwig Dietz. Die Führung im Stadtarchiv Rostock thematisiert städtische Textsorten zur sozialen Organisation der mittelalterlichen Hansestadt (z.B. Burspraken, Weistümer und Stadtbücher).

Textanalysen: Mnd. Lyrik I und II: Analyse ausgewählter Stücke aus dem Rostocker Liederbuch und dem niederdeutschen Gesangbuch von Joachim Slüter

Textanalysen: Mnd. Spiel I und II: Sprachliche und inhaltliche Analyse ausgewählter Abschnitte aus dem Redentiner Osterspiel. Im Mittelpunkt stehen Fragen Gattungstransformation, Intertextualität und Performativität dieses geistlichen Spiels.

Textanalysen: Mnd. Tierepik I und II: Die Überlieferungstradition des Reynke de vos im 15. und 16. Jahrhundert. Schwerpunkt bildet die Rostocker Ausgabe Reynke Voß de Olde (Rostock: Ludwig Dietz, 1539), deren Verhältnis zur Lübecker Erstausgabe (Lübeck: Mohnkopf, 1498) und zu den gedruckten Spruchsammlungen Künstlike Werltspröke und Schönes Rimbökelin (Lübeck: Johann Balhorn d. Ä., Mitte 16. Jh.) betrachtet werden.

Auswertung I und II: Zusammenfassung der Ergebnisse und Auswertung der Veranstaltung, Erfahrungsaustausch und Evaluation

Öffentlicher Gastvortrag 'Zur Textkultur der mittelalterlichen Hansestadt' am 17. Juli 2019

Am 17. Juli 2019 findet um 18.15 Uhr im Hörsaal 218, Universitätshauptgebäude (Universitätsplatz 1) ein öffentlicher Abendvortrag von Frau Prof. Dr. Ingrid Schröder (Hamburg) zur "Textkultur der mittelalterlichen Hansestadt" statt.

Die mittelalterliche Hansestadt wird von einer facettenreichen Schriftlichkeit geprägt. Ist das Schrifttum des frühen und hohen Mittelalters noch weitgehend lateinisch, entwickelt sich im 13. und 14. Jahrhundert erstmals – den differenzierten kommunikativen Bedürfnissen der hansischen Gesellschaft entsprechend – eine Vielfalt volkssprachlicher Textsorten: In Recht und Verwaltung, in Religion und geistlichem Leben, im
kulturellen Leben und im privaten Austausch. Im Zuge der Wissensdokumentation und für die Wissensvermittlung werden niederdeutsche Texte mit je eigener Prägung verfasst, die uns die Alltagskultur der Hansestadt farbig vor Augen stellen. Im Vortrag soll – insbesondere anhand der Rostocker Überlieferung – der weite Bogen der Inhalte, Formen und Funktionen zwischen Liebesbrief und Stadtrecht, Kalender und Testament gespannt werden. Den unterschiedlichen Textfunktionen entsprechen spezifische Textmuster, die anhand von Beispielen anschaulich erläutert werden. Auf diese Weise entsteht ein abwechslungsreiches Bild des hansestädtischen Textkosmos.

Ingrid Schröder ist Professorin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg und Leiterin der dortigen Abteilung für Niederdeutsche Sprache und Literatur. Sie forscht zu den gegenwärtigen und historischen Sprachstufen des Niederdeutschen. Aktuelle Untersuchungen von Ingrid Schröder beschäftigen sich mit dem rezenten Wandel der regionalen Varietäten in Norddeutschland, insbesondere in Hamburg. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten im historischen Bereich zählen unter anderem die Textsorten und die städtische Kommunikation und Textkultur der mittelniederdeutschen Zeit. Zudem leitet sie die Arbeitsstelle des „Mittelniederdeutschen Wörterbuches“.

Gefördert von der Philosophischen Fakultät und dem Institut für Germanistik der Universität Rostock und vom Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Abschlussbericht der Sommerakademie 2019

Abschlussbericht der Sommerakademie 2019

„Vielfältig“, „abwechslungsreich“ und „nah an den Originalen“

Die Sommerakademie „Mittelniederdeutsch: Literatur – Sprache – Medien“ in Rostock vom 15. bis 20. Juli 2019

Vom 15. bis 20. Juli 2019 fand an der Universität Rostock die erste Sommerakademie „Mittelniederdeutsch: Literatur – Sprache – Medien“ statt. Die Idee zu diesem Format, das die mittelniederdeutsche Überlieferung in das Zentrum stellt, geht auf eine Initiative des 2016 gegründeten „Verbundes Mittelaltergermanistik Nord“ (MGN, https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/forschung/arbeitsstellen-zentren/mittelaltergermanistik-nord.html) zurück. Sie gründet auf der Beobachtung, dass die literarische Produktion wie Rezeption nördlich der Benrather Linie in der germanistisch-mediävistischen Ausbildung an den deutschen Universitäten neben der Beschäftigung mit der mittel- und frühneuhochdeutschen Literatur bislang ein Nischendasein fristet, obgleich es großes Potential für Forschung und Lehre bietet. Das Angebot der Sommerakademie griff gleich zwei Ziele des Verbundes auf: zum einen die vertiefende Beschäftigung mit den Literaturen und dem Schrifttum des Mittelalters und der Frühen Neuzeit im Raum „Norddeutschland“, wobei ein Schwerpunkt der Veranstaltung auf der mecklenburgischen Überlieferung und auf Rostocker Beständen lag, zum anderen die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, indem die Veranstaltung sich ausdrücklich an fortgeschrittene Studierende und Promovierende richtete. Interessanterweise stieß die Ausschreibung weder ausschließlich bei norddeutschen Universitäten auf Interesse – die Teilnehmenden kamen aus Bonn, Braunschweig, Dresden, Freiburg, Halle-Wittenberg, Kiel, Leipzig, Oxford, Potsdam, Rostock und Zürich –, noch ausnahmslos in der Germanistik, sondern auch in den Geschichtswissenschaften. Die Teilnehmenden schlugen deshalb vor, das Veranstaltungsangebot künftig auch stärker interdisziplinär auszurichten und zu bewerben.

An fünf Tagen setzten sich die insgesamt zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumen des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Bieberstedt, Dr. Doreen Brandt und Prof. Dr. Franz-Josef Holznagel, die für die Planung und Durchführung verantwortlich zeichneten, mit ausgewählten mittelniederdeutschen Texten, ihrer Faktur, Sprache und Materialität auseinander. Eröffnet wurde die Sommerakademie nach einem Kennenlern- und Begrüßungstreffen am Sonntagabend, dem 14. Juli 2019, am Montagvormittag mit einem Grußwort des Studiendekans der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Christian Schmitt-Kilb. Eine Abschlussdiskussion und eine Evaluationsrunde rundeten das sechstägige Programm am Samstagvormittag, dem 20. Juli 2019, ab.

Die erste Sommerakademie wurde so konzipiert, dass sie den Teilnehmenden einerseits einen möglichst breiten Überblick über die mittelniederdeutsche Schriftlichkeit bieten, dass sie andererseits aber auch einige Texte vertiefend in den Blick nehmen sollte. Dem Überblickscharakter waren erstens zwei propädeutische Lehreinheiten am Beginn verpflichtet, die in grundlegende Fragen, Perspektiven und Probleme der Forschung zur mittelniederdeutschen Literatur und Sprache einführten, zweitens die Textauswahl, die sowohl die schriftliche Überlieferung im Sinne eines erweiterten Literaturbegriffs repräsentierte (z. B. Zeugnisse des Rechts- und Verwaltungsschrifttums), als auch zentrale Vertreter der literarischen Produktion im engeren Sinne aus den Bereichen Lyrik, Spiel und Epik, und drittens die titelgebende Schwerpunktsetzung auf die Bereiche ‚Literatur‘, ‚Sprache‘ und ‚Medien‘. Tiefergehende Einsichten in diese Bereiche sollten die einzelnen Lehreinheiten am Beispiel ausgewählter Texte ermöglichen – beispielsweise die variablenlinguistische Analyse der Rostocker Burspraken und des Rostocker Liederbuchs wie auch exemplarische Lektüren und Interpretationen von Stücken aus dem Niederdeutschen Gesangbuch von 1525 sowie von Auszügen aus dem Redentiner Osterspiel und dem Reynke de Vos von 1539. Das „vielfältige Programm“, die „Mischung aus überblickshaften Einführungen und detaillierteren Fallstudien“ und „die thematische Breite bei gleichzeitigem Bezug der Lehreinheiten aufeinander“ sind in der Evaluation durchweg positiv hervorgehoben worden. Hingegen hätten sich die Teilnehmenden mehr Zeit für die vertiefende Arbeit an einzelnen Texten gewünscht und regten daher vereinzelt an, entweder den zeitlichen Rahmen der Sommerakademie auszudehnen oder aber die Textauswahl zu reduzieren.

In den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock und im Stadtarchiv Rostock erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, zentrale mittelniederdeutsche Schriftzeugnisse, wie beispielsweise eine Sachsenspiegel-Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, den Rostocker Druck des Reynke de Vos von 1539 aus der Offizin von Ludwig Dietz oder das Lübecker Weistum von 1267 im Original in Augenschein zu nehmen und einen Eindruck von der Materialität der mittelniederdeutschen Überlieferung zu gewinnen. Ergänzt wurde der Schwerpunkt ‚Medien‘ mit einer Führung zu einigen mittelniederdeutschen Inschriften in der Stadt Rostock, wie beispielsweise zu der Kanzelinschrift in der Universitätskirche von 1616 und zu den Ablassinschriften am Südportal der Marienkirche aus der Zeit um 1400. Einen besonderen Höhepunkt bildete der öffentliche Abendvortrag von Prof. Dr. Ingrid Schröder am Mittwochabend im Hauptgebäude der Universität Rostock. Frau Schröder, Professorin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg und dort Leiterin der Abteilung für Niederdeutsche Sprache und Literatur, hatte zuvor die Sitzungen in den Sondersammlungen und im Stadtarchiv begleitet und kam in ihrem Vortrag „Zur Textkultur der mittelalterlichen Hansestadt“ u. a. auf jene Materialien zurück, die die Teilnehmenden zuvor zusammen mit ihr in Augenschein genommen hatten. Die „Arbeit an den Überlieferungszeugen“ hat die Teilnehmenden besonders angesprochen und wurde als „eine echte Bereicherung“ der Sommerakademie aufgefasst.

Die kritischen Diskussionsbeiträge und interessierten Nachfragen seitens der Teilnehmenden betrafen u. a. die folgenden vier Schwerpunkte:

  • die Charakterisierung des mittelniederdeutschen Sprach- und Literaturraums („städtisch“ , „hansisch“ usw.),
  • das Verhältnis des Mittelniederdeutschen zu angrenzenden Sprachen und Literaturen (z. B. die Wechselbeziehungen zum niederländischen Sprachraum) sowie die spezifischen Rezeptions- und Transferphänomene (z. B. die Frage nach Bearbeitungskonventionen bei Übersetzungen aus dem Hochdeutschen, Niederländischen oder Lateinischen ins Mittelniederdeutsche oder nach dem Einfluss oberdeutscher Drucker auf die mittelniederdeutsche Orthographie),
  • die Anwendbarkeit, Aussagekraft und Weiterentwicklung der variablenlinguistischen Methode und damit verbunden den Kanzleibegriff der Niederdeutschen Philologie und
  • den Status des Mittelniederdeutschen im Germanistikstudium an den deutschen Universitäten.

Das Organisationstermin bedankt sich bei Prof. Dr. Christian Schmitt-Kilb für die freundliche Begrüßung der Teilnehmenden seitens der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock, bei Silvia Sobiech, Cornelia Chamrad, Christiane Michaelis und Heike Tröger aus den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock sowie bei Bodo Keipke vom Stadtarchiv Rostock für die Möglichkeit, die im Rahmen der Sommerakademie thematisierten Handschriften und Drucke im Original in Augenschein nehmen zu können, bei Dr. Steffen Stuth, Leiter des Kulturhistorischen Museums Rostock, für die Führung durch die Ausstellung „Menschen – Wissen – Lebenswege“ anlässlich des 600sten Geburtstages der Universität Rostock und bei Prof. Dr. Ingrid Schröder für die Bereitschaft, mit Ihrem Abendvortrag eine Zusammenschau der mittelniederdeutschen Textwelt in der Hansestadt zu bieten.

Ein besonderer Dank gilt darüber hinaus dem Institut für Germanistik und der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock sowie auch dem Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. für die großzügige finanzielle Unterstützung der Veranstaltung, die es u. a. ermöglichte, den Teilnehmenden einen Großteil der Reisekosten zu erstatten.

Ein herzliches Dankeschön gilt Madlen Reimer und Clemens Golz für die vielfach gelobte „hervorragende Versorgung“ vor, zwischen und nach den Lehreinheiten.

Zu guter Letzt sei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse und die vielen anregenden Fragen, Kommentare und Hinweise sehr herzlich gedankt.

Allgemeines Konzept der Sommerakademie

Allgemeine Konzeption

I Anliegen

Unter dem Titel Mittelniederdeutsch: Literatur – Sprache – Medien wird eine Sommerakademie ins Leben gerufen, die eine Professionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Formen und Vertretern der mittelniederdeutschen Schriftlichkeit zum Ziel hat. Schwerpunkt bildet hierbei die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Mit der Etablierung eines vertiefenden Lehrangebotes zur mittelniederdeutschen Sprache und Literatur reagieren die Veranstalter auf die gegenwärtige Ausbildungssituation im universitären Bereich, wo das Mittelniederdeutsche als Lehr- und Untersuchungsgegenstand bislang nur unzureichend repräsentiert ist. Lehrveranstaltungen zu Aspekten der mittelniederdeutschen Sprach- und Literaturgeschichte werden derzeit nur von einigen wenigen norddeutschen Hochschuleinrichtungen angeboten. Ein Blick in die aktuellen Vorlesungsverzeichnisse deutscher Universitäten macht deutlich, dass selbst die renommiertesten Vertreter der mittelniederdeutschen Literatur wie das Redentiner Osterspiel und der Reynke de Vos außerhalb Norddeutschlands kaum thematisiert werden. Nur in Ausnahmefällen ist zudem die Möglichkeit zu einer vertiefenden Beschäftigung mit dem Mittelniederdeutschen gegeben und in den entsprechenden Ausbildungsprogrammen verankert. Noch geringer ist das Angebot an forschungsbezogenen Lehrveranstaltungen zum Mittelniederdeutschen, mit denen NachwuchswissenschaftlerInnen systematisch an Untersuchungsgegenstände herangeführt und mit literatur- und sprachwissenschaftlichen Analyseverfahren und Hilfsmitteln vertraut gemacht werden. Dieser Mangel betrifft nicht allein die Germanistik und die Niederdeutsche Philologie, sondern ebenso die Geschichtswissenschaften und andere Fachdisziplinen, die sich mit mittelniederdeutschen Quellen auseinandersetzen.

Eine Verbesserung der beschriebenen Situation lässt sich angesichts der gegenwärtigen personellen Lage an den Universitäten lediglich durch eine interuniversitäre Kooperation erreichen. Mit der Sommerakademie wird erstmals ein solches kooperatives Ausbildungsformat angeboten, das auf eine Initiative des Verbundes Mittelaltergermanistik Nord zurückgeht und zugleich frühere Überlegungen von Fachvertretern der Niederdeutschen Philologie aufgreift.       

II Konzept

Verantwortlichkeit

Träger der Veranstaltungsreihe sind FachwissenschaftlerInnen und Einrichtungen der norddeutschen Universitäten Rostock und Flensburg. Als Organisatoren und Ansprechpartner zeichnen Andreas Bieberstedt (Universität Rostock, Institut für Germanistik, Professor für Niederdeutsche Sprache und Literatur), PD Dr. Jörn Bockmann (Universität Flensburg, Institut für Germanistik) und Franz-Josef Holznagel (Universität Rostock, Institut für Germanistik, Professor für deutsche Sprach- und Literaturgeschichte des Spätmittelalters im medien- und kulturgeschichtlichen Kontext) verantwortlich. Für die Zukunft sollen weitere Universitäten und FachvertreterInnen in die Kooperation einbezogen werden.

Zielgruppen  und Teilnahmevoraussetzungen

Die Summer School richtet sich primär an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus den Bereichen der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft, der Mediävistik, der niederdeutschen Philologie, aber auch der Geschichtswissenschaft sowie der Kirchen- und Musikgeschichte und weiterer historischer Disziplinen, deren wissenschaftliche Arbeit bzw. Lehrtätigkeit die Lektüre und Analyse mittelniederdeutscher Texte beinhaltet. Angesprochen werden zudem Studierende höherer Fachsemester, die eine Abschlussarbeit bzw. Promotion in den genannten Disziplinen anstreben und deren Qualifizierungsarbeit mittelniederdeutsche Texte zum Gegenstand hat.

Die Summer School wendet sich zugleich in besonderem Maße an NachwuchswissenschaftlerInnen ausländischer Hochschuleinrichtungen, um auf diese Weise eine Internationalisierung der Forschung zur mittelniederdeutschen Literatur und Sprache zu befördern und eine verbesserte internationale Vernetzung der aktuellen und zukünftigen Forschungsaktivitäten zu erreichen.

Je nach Schwerpunkt, konkreter Zielsetzung und Vermittlungsniveau können die Summer Schools unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Die Teilnahmevoraussetzungen werden von den OrganisatorInnen der jeweiligen Summer School festgelegt. Generell werden solide Kenntnisse der TeilnehmerInnen über historische Sprachstufen des Deutschen sowie Grundkenntnisse in der Lektüre mittelniederdeutscher Texte vorausgesetzt.

Veranstaltungsart und Veranstaltungszeitraum

Die Veranstaltungen der Summer School sollen jährlich stattfinden und in turnusmäßigem Wechsel von jeweils unterschiedlichen norddeutschen Universitäten (Rostock, Flensburg, Greifswald, perspektivisch weitere Universitäten) verantwortet werden. Die Auftaktveranstaltung der Summer School findet im Juli 2019 an der Universität Rostock statt.

Konzipiert werden die Summer Schools als mehrtägige Kompaktveranstaltungen mit ganztägigem Lehrprogramm sowie einem (teilweise auch an die interessierte Öffentlichkeit) gerichteten Rahmenprogramm.

Finanzierung

Angestrebt wird eine Mischfinanzierung der Summer Schools über universitätsinterne Mittel sowie Beiträge externer Fördereinrichtungen und Stiftungen, um die Erhebung von Teilnahmebeiträgen zu vermeiden und wenn möglich eine anteilige Übernahme der Fahrt- und Übernachtungskosten zu erreichen. Da auch ausländischen NachwuchswissenschaftlerInnen eine Teilnahme an den Summer Schools ermöglicht werden soll, wird eine zusätzliche finanzielle Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst angestrebt.

Webauftritt

Für den öffentlichen Auftritt der Veranstaltungsreihe, die Kommunikation mit den TeilnehmerInnen der Summer Schools sowie für die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien wird ein Webauftritt eingerichtet. Dieser Auftritt wird vorerst auf den Seiten des Instituts für Germanistik der Universität Rostock gehostet.