Sieben Dinge - eine Internetausstellung

Auf der Suche nach Objekten und ihren Geschichten

Die hier versammelten Dinggeschichten entstanden im Wintersemester 2012/13 im Rahmen des Seminars „Artefakt und Aura“. Es gehörte zum Angebot „Angewandte Germanistik“, das aus Mitteln des Projektes studium optimum gefördert wird. Gemeinsam mit Prof. Holger Helbig und Udo Andraschke, Kustos an der Universität Erlangen, beschäftigten sich die Studenten mit der Theorie und Praxis von Ausstellungen. Im Besonderen ging es um die Frage, inwiefern Ausstellungsobjekte Bedeutung vermitteln können. Alles, was dazu theoretisch erarbeitet wurde, wurde auch gleich in der Praxis angewandt. Das war kein Zufall: Angesichts des bevorstehenden Doppeljubiläums – 2018 wird die Hansestadt Rostock 800 Jahre, 2019 die Universität Rostock 600 Jahre alt – wird bereits über verschiedene Ausstellungsvorhaben nachgedacht.

Die Theorie stammte aus einschlägigen Texten der Kultursemiotik, wobei im Vordergrund des Seminars ein objektbezogener Zugang stand. Über die Aura von Objekten wurde ebenso diskutiert wie über die Metapher der ‚sprechenden Dinge‘. Erprobt wurde dieses begriffliche Instrumentarium anhand zweier Beispiele, nämlich der Ausstellung „Doctrina multiplex – veritas una“ im Kulturhistorischen Museum Rostock und Neil MacGregors „Geschichte der Welt in 100 Objekten“. Beide Ausstellungen (die eine im Museum, die andere im Buch) wurden aufmerksam betrachtet. Insbesondere an MacGregors Objektgeschichten zeigte sich, welches Potential in den Dingen steckt: Sie ermöglichen eine Annäherung an die Vergangenheit, die nicht durch ‚große Ereignisse‘, sondern vom Blick auf den Alltag bestimmt wird.

Ausgerüstet mit diesem Wissen machten sich die Studenten auf die Suche nach Dingen, die für eine Jubiläumsausstellung in Rostock geeignet wären. Sie gingen mit offenen Augen durch die Stadt, besuchten die Sammlungen der Universität, fanden sehenswerte Dinge und versuchten, sie ‚zum Sprechen zu bringen‘. Die Objektgeschichten, die auf diese Weise entstanden sind, bilden eine kleine Sammlung von ‚Rostocker Sehenswürdigkeiten’.

Die AG Wissenschaft ausstellenhat im Internet eine Ausstellung mit dem Titel ‚Sieben Dinge‘ daraus gemacht, um möglichst viele am Nachdenken darüber zu beteiligen. Damit wollen wir nicht zuletzt zeigen, was es in der Stadt und an der Universität alles zu entdecken gibt, ehe man daran geht, für eine gemeinsame Ausstellung Objekte auszusuchen.  

Für kritische Anmerkungen und/oder Objektvorschläge haben wir am Ende der Seite ein Kommentarfeld eingerichtet. Schreiben Sie uns!

Sieben Dinge

Atlanten-Uhr

Atlantenuhr um 1699, Lindenholz (175 cm), Universitätsbibliothek Rostock-Südstadt [Foto: Stefanie Zengel]

Die Atlanten-Uhr ist circa 1,75 m groß und stammt aus der Zeit des Barock.  Sie hat ihren angestammten Platz im Hauptgebäude der Universität am Universitätsplatz. Solange dieses  saniert wird, befindet sich Atlas im Kellergeschoss der Bereichsbibliothek Südstadt. Nach dem Ende der Bauarbeiten (voraussichtlich im Herbst 2013) soll sie an ihren alten Standort zurückkehren. weiterlesen ...

Himmelsglobus

Himmelsglobus 1759, Papiermaché, Gips, Papier, Holz, Metall (42x63x42 cm), Sammlung des Physikalischen Instituts der Universität Rostock [Fotos: Marc Lemke]

London, Kings Street – 5. November 2002. In der Auktion No. 6668 des Auktionshauses CHRISTIE‘S steht ein schwedisches Globuspaar zu Gebot, hergestellt in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit ihren handkolorierten Kupferstichen auf Papiermaché, die zum einen die Erde und zum anderen den Sternenhimmel zeigen, scheinen sie kaum noch an die Globen unserer Tage zu erinnern. Mythische Wesen bevölkern diese „attraktiv“ verzierten und „seltenen“ Einzelstücke. Sie sind Zeugen einer Zeit, in der Globen handwerklich und kostspielig hergestellt wurden – und mitunter Widmungen an die Finanziers aufweisen: Excellento Com. ac Domino Dom. C. EHRENPREUS. Für insgesamt 23.900 ₤ wechseln Himmels- und Erdglobus an diesem Tag den Besitzer. weiterlesen ...

Ansicht 2
Ansicht 3

Trockenpräparat

Trockenpräparat um 1830 (Vitrine: 261x135x56 cm) Anatomische Sammlung der Universität Rostock [Fotos: Marco Schulze]

In der anatomischen Sammlung der Universität Rostock befindet sich ein circa 180 Jahre altes Trockenpräparat, das den fast vollständigen Körper eines Mannes zeigt. Es fehlen lediglich Haare, Haut, Fett, Organe und nahezu alle Muskeln. Hervorgehoben sind bei diesem Objekt die Leitungsbahnen. Das Gefäßsystem des menschlichen Körpers, die Arterien und Venen, wurden noch zusätzlich mit roter bzw. blauer Farbe versehen. weiterlesen …

Stahlblechschrank

Als am Abend des 4. Dezembers 1989 die Rostocker Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit besetzt wurde, verliefen die Ereignisse zunächst chaotisch. Den Versuch, die Vernichtung von Akten zu stoppen und Beweismaterial zu sichern, beschreibt der Zeitzeuge Gerhard Rogge folgendermaßen: "Raum für Raum, treppauf, treppab, ganze Flurbereiche werden versiegelt [...], keiner weiß mehr genau, in welchem Gebäudeteil wir eigentlich sind, wo sind die Lichtschalter [...], was ist hinter dieser Tür, wohin führt diese Treppe, ach, hier waren wir schon, einmal hatten wir uns selbst eingesiegelt, das Siegel auf der Türrückseite zeigte es an [...]."

Rathausschlange

Rathausschlange 1998, Bronze (Länge 177 cm), Rathaus am Neuen Markt 1, Rostock [Fotos: Stephanie Timm]

Zwischen den Säulen des Rostocker Rathauses befindet sich eine Bronzeplastik, die bei keiner Stadtführung ausgelassen wird. Es handelt sich um ein Mischwesen aus zwei verschiedenen Tieren: Der vordere Teil ist der einer Schlange, möglicherweise einer Ringelnatter, und der hintere Teil der eines Aals. Obwohl die meisten Rostocker die sogenannte Rathausschlange kennen, bleibt deren Bedeutung bis heute rätselhaft. weiterlesen …



Ansicht 2

Tigerweibchen

Tigerweibchen 2008, Tigerfell, Plastik (115x55x160 cm) Zoologische Sammlung der Universität Rostock (Leihgeber: Stadt Grimmen) [Fotos: Ann Katrin Bien]

Das sibirische Tigerweibchen Chanka steht zurzeit als Präparat in der zoologischen Sammlung der Universität Rostock. Es wurde so präpariert, dass Vorder- und Hinterpfoten leicht versetzt angeordnet sind. Der Kopf ist aufgerichtet und zur Seite gedreht, der Schwanz schwingt in dieselbe Richtung. Das gestreifte Fell an der Oberseite des Körpers ist rötlichbraun, an der Unterseite hat es eine beige, fast weiße Färbung. Über den Körper verteilt ist ein Muster von schwarzen Streifen sichtbar. weiterlesen …

 

 

Ansicht 2

Pfeilstorch

Pfeilstorch 1822, Eisen, Holz, Storchpräparat (87 cm - Storch, 80 cm - Pfeil) [Fotos: Zoologisches Institut, Stefanie Russow]

Am 21. Mai 1822 erlegte Reichsgraf Christian Ludwig von Bothmer in der Nähe seines Schlosses bei Klütz einen Weißstorch. In der Halsmitte dieses Storches steckte ein 80 cm langer Pfeil aus dem zentralen Afrika. Heute ist der Storch besser bekannt als Rostocker Pfeilstorch, wird aber auch als Mecklenburger Pfeilstorch bezeichnet.

Prof. Dr. Holger Helbig

Institut für Germanistik
Gertrudenstraße 11, Torhaus, Raum 107
18057 Rostock

Tel.: +49 381 498 2540
E-Mail: holger.helbiguni-rostockde